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SVIL Tagung 2006

Thema:

Was geschieht mit unserer Landwirtschaft?

88. Jahrestagung der SVIL an der ETH, Eidgen. Techn.Hochschule, Zürich
Freitag, 25. August 2006, 14 bis 17 Uhr, Hauptgebäude, ETH-Zentrum, Zürich City, Rämistrasse 101, Auditorium maximum

Referate und Diskussion

Begrüssung und Einleitung,
Hans Bieri, Geschäftsführer SVIL_

Industrie und Landwirtschaft
Wie die Gesellschaft seit Beginn der Industrialisierung mit ihrer Landwirtschaft umgeht?

Dr. Peter Moser, Historiker, SVIL_

Die wirtschaftlichen Zielsetzungen in Industrie und Landwirtschaft,
Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Prof. Dr. Hans Christoph Binswanger, St.Gallen_

Diskussion_

Kurzzusammenfassung, wie weiter?


Der Abbruch der WTO-Verhandlungen hat aufgezeigt, dass die Landwirtschaft nicht beliebig frei verhandelbar ist, wie das die Freihandelstheorie vorsieht. Die USA sehen offenbar ihre eigenen Geschäftsziele in einem umfassenden Freihandel nicht ausreichend gesichert.
Kleine Exportländer mit sehr beschränkten Ressourcen müssen hier mit aufmerksamer Intelligenz vorgehen und in der unübersehbar aufwendigen Propaganda zu mehr Freihandel auch eine Form der modernen Konkurrenz um den Zugang zu den Ressourcen erkennen. Es geht um massiv verstärkte globale Wachstumsstrategien, die durch den Freihandel nicht reguliert werden können. Damit sind auch die erneuerbaren Ressourcen der Ernährung - das heisst die Landwirtschaft - angesprochen, die jedes Land aus seiner Sicht beurteilen muss.

Wir haben an unserer Tagung versucht, die heutige Wirtschaftsdiskussion gerade im Bereich der Ernährung vor dem Hintergrund der parlamentarischen Beratung der Agrarpolitik AP 2011 in einen grösseren Zusammenhang der historischen Entwicklung zu stellen. Es ging auch darum, die heute in den Medien überhand nehmenden Vereinfachungen wie etwa, die Landwirtschaft erhalte heute lediglich die „wohlverdiente Quittung“ für eine schonende Behandlung „in alter Zeit“ (NZZ), aus dieser verengten Sicht herauszuführen und im wirtschaftlichen Zusammenhang zu diskutieren.

Der Historiker, Peter Moser, Bern, hat aufgezeigt, dass wir bei derart umfassende Fragen der Ernährung und der Industrieentwicklung nur mit klaren Begriffen weiterkommen bzw. die Vorgänge erfassen und verstehen können. Vor allem ist bei den Ressourcen die Unterscheidung in die erneuerbaren und nicht erneuerbaren Energie- und Stoffgrundlagen unerlässlich.

Der Ökonom Prof. Hans Christoph Binswanger wies darauf hin, dass die Natur im heutigen Wirtschaftsprozess immer noch keinen Wert darstellt. In der Folge ist auch die Landwirtschaft unterbewertet. Sie stösst in der geltenden Wachstumswirtschaft - im Gegensatz zur Industrie - an die Grenzen der Natur bzw. der biologischen Prozesse. Die Industrie dagegen kann ihre Ertragsprobleme viel leichter durch Ausweitung der Produktion und durch einen erhöhten Stoff- und Energieverbrauch lösen. Deshalb ist es in der heute geltenden Wachstumswirtschaft gar nicht anders möglich, als dass diese grundlegenden Unterschiede in den Randbedingungen des Wirtschaftens zwischen Industrie und Landwirtschaft durch Transferzahlungen von Industrie und Dienstleistung an die Landwirtschaft ausgeglichen werden müssen.

Das Gerede, die Landwirtschaft sei einfach dem freien Markt auszusetzen, muss deshalb durch eine differenzierte Diskussion abgelöst und geklärt werden.

Dazu kommt der Wachstumsdruck der „Metropole Schweiz“, welcher von innen her die Landwirtschaft als Behinderung wahrnimmt und deshalb unsere Landwirtschaft entscheidend dezimieren und endgültig in ihrer Substanz beseitigen will. Hier drängen enorme Geldschöpfungspotenziale in die Realisierung und verändern Raum- und Regionalentwicklung, was wiederum den Bodenverbrauch anheizt. Aber die finale Verstädterung der Schweiz rein aus Gründen der weiter voranschreitenden Wachstumslogik ist nicht mehr zukunftsfähig.

Wie geht es weiter? Gemäss dem Zweckartikel unserer Vereinigung setzen wir uns für die Erhaltung unseres Bodens als erneuerbare Ressourcengrundlage ein.
Wir werden die hier an der Tagung vorgetragenen Gedanken und die Anregungen aus der Diskussion aufgreifen und weiterführen. Die SVIL soll als Forum der Wirtschaft und der Öffentlichkeit dienen, diese Fragen zu klären und die Zusammenhänge um den Boden als unsere Ernährungsgrundlage verständlich zu machen.

Über die weiteren Schritte werden wir Sie deshalb wieder informieren.

Zürich, 25. August 2006
Hans Bieri, Geschäftsführer der SVIL